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Wissenschaftsforum

„Euthanasie – Palliation –Sterbebegleitung.
Die alte und die neue Debatte über Euthanasie und die Medizin am Lebensende“

Tagung in Alt Rehse, 7. – 8. Juni 2013

EBB Alt Rehse
Erinnerungs-, Bildungs- und Begegnungsstätte Alt Rehse e. V.
Alt Rehse, Limnologisches Institut, Großer Saal

Die Frage der Euthanasie ist eine alte Frage. Die Medizin des 18. und 19. Jahrhunderts verstand Euthanasie im Wortsinne des ‚guten Todes‘ - einer Sterbebegleitung, wie wir heute sagen würden. Der Sterbende sollte gut und leicht und vor allem begleitet aus dem Leben gehen. Erst am Ende des 19. Jahrhunderts und dann verstärkt im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts setzte die moderne Debatte zur Euthanasie ein, die die Tötung Schwerkranker auf ihr eigenes persönliches Verlangen ebenso einforderte, wie die Tötung von Bewusstlosen, Behinderten oder anderen Personen, die nicht oder nicht mehr für sich sprechen könnten, deren Leben aber nicht wert sei, gelebt zu werden.  „Die Freigabe der Vernichtung lebensunwerten Lebens“ hieß die programmatische Schrift des Strafrechtlers Karl Binding und des Psychiaters Alfred Hoche von 1920, die nicht nur die Diskussion der 20er Jahre beherrschte, sondern auf die sich die Nationalsozialisten bei ihrem Massenmord an psychisch Kranken und Behinderten berufen konnten. Sie enthält alle Grundgedanken, die bis heute fortwirken.

In den heutigen Diskussion zur Legalisierung der Tötung auf Verlangen, insbesondere auch in den Ländern, wie den Niederlanden, die die Euthanasie legalisiert haben, wird stets betont, die alte Diskussion überwunden zu haben, indem man das Tötungsverlangen strikt an die individuelle Willensäußerung der Betroffenen gebunden hat.

Aber kommen die moderne Debatte und Praxis damit wirklich aus dem alten Dilemma der Euthanasie heraus? Haben sie die Tötung ohne ausdrückliches Verlangen wirklich überwunden? Welche Herausforderungen stellt dabei die Entwicklung der modernen Medizin dar?  Wie gehen wir mit den berechtigten Interessen und Bedürfnisse Schwerkranker und Sterbender um? Wie entwickelt sich die Rechtslage in unserem Land angesichts immer wieder erhobener Forderung nach Zulassung von aktiver Sterbehilfe und Suizidassistenz? Welche Antworten haben Palliativmedizin und Hospizbewe-gung darauf? Welche Antworten hat der interreligiöse Diskurs von Christen, Moslems und Juden dazu? Wie gehen wir mit der Verantwortung aus der Geschichte um? Referenten und Mitdisku-tanten aus den verschiedensten Disziplinen wollen Anstöße geben und werden Antworten versuchen. 

Dies ist die zweite Tagung in der Reihe „Alt Rehser Wissenschaftsforum“, die von dem 2001 gegründeten Verein Erinnerungs-, Bildungs- und Begegnungsstätte Alt Rehse e. V. (EBB Alt Rehse) veranstaltet wird. Der Verein hat sich zur Aufgabe gemacht, die Geschichte der ehemaligen NS-„Führerschule der Deutschen Ärzteschaft“ in Alt Rehse aufzuarbeiten und zum Ausgangspunkt von verschiedenen Ausstellungs-, Veranstaltungs- und Bildungsangeboten zu machen, die sich auch mit aktuellen Fragen beschäftigen. Innerhalb dieses Programms nimmt das „Alt Rehser Wissenschaftsforum“ eine zentrale Rolle ein: Alle zwei Jahre soll eine Tagung zum Thema „Ethik in der Medizin und im Gesundheitswesen“ durchgeführt werden, die relevante aktuelle Fragestellungen und Probleme der Biomedizin und Bioethik vor dem Hintergrund der Geschichte zum Thema hat.